Manchmal zeigt uns der Berg in wenigen Stunden, was wir im Business oft erst nach Monaten verstehen.
Ein harmloser Steig, der plötzlich gefährlich wurde
Vor kurzem war ich mit meinem Mann Bergwandern. Da unsere Tochter nicht mitkommen wollte, entschieden wir uns für eine kurze Tour: 400 Höhenmeter, zweieinhalb Stunden, ein schöner Steig im Aufstieg.
Die ersten zwanzig Minuten waren entspannt, über Wiesen und durch Wald. Dann wurde es steiler, steiniger und voller Wurzeln. Da es kurz zuvor geregnet hatte, war der Boden rutschig. Schon nach wenigen Schritten bin ich das erste Mal weggerutscht. Ich war überrascht: So etwas passiert mir sonst selten. Schließlich bin ich Berg erfahren.
Doch es blieb nicht bei diesem einen Mal. Immer wieder rutschte ich, während mein Mann mühelos weiterging. Bald meinte er, es sei zu gefährlich und wir sollten umkehren. Aber ich wollte unbedingt weiter. Auf den Gipfel.
Der Weg wurde steiler, ich musste mich immer wieder an Felsen und Wurzeln festhalten, um nicht erneut auszurutschen. Und dann, an einer ausgesetzten Stelle, wo der Pfad nur fußbreit war und daneben die senkrechte Wand abfiel, blieb mein Mann plötzlich stehen:
„Hier ist Schluss. Ich gehe nicht weiter. Das ist zu gefährlich.“
Ich war verblüfft. Und ehrlich gesagt auch verärgert. Also ging ich allein noch ein paar Meter weiter. Aber nicht weit. Denn ich merkte schnell: Er hatte recht. Es war zu riskant. Also drehte ich ebenfalls um.
Auf dem Rückweg bin ich mehrfach ins Rutschen geraten. Mein Mann stellte mir immer wieder seinen Fuß quer hin, damit ich Halt fand.
Wenn der Weg im Business rutschig wird
Warum erzähle ich das hier?
Weil es im Business erstaunlich ähnliche Situationen gibt.
Wir starten eine neue Strategie, ein Projekt oder die Entwicklung eines Produkts. Anfangs sieht alles gut aus. Doch dann wird es „rutschig“.
Es gibt Unstimmigkeiten, Reibungen, erste Warnsignale. Und trotzdem gehen wir weiter, weil wir unbedingt ans Ziel wollen. Und das möglichst schnell.
Wir halten an der ursprünglichen Idee fest, obwohl wir längst merken, dass sie nicht trägt. Wir arbeiten uns Schritt für Schritt nach oben, stolpern immer öfter. Und merken manchmal viel zu spät, dass wir längst auf dem falschen Weg sind.
Manchmal reiten wir, bildlich gesprochen, ein totes Pferd weiter, ohne es zu merken.

Mut heißt auch: innehalten und neu prüfen
Doch es ist definitiv klüger, rechtzeitig innezuhalten und ehrlich zu prüfen:
Sind wir noch auf dem richtigen Weg?
Kommen wir mit dieser Strategie überhaupt ans Ziel?
Müssen wir vielleicht umkehren oder zumindest anders weitergehen?
Wenn wir diese Fragen nicht mit einem klaren Ja beantworten können, ist es mutig und richtig, neu zu entscheiden, wie es weitergeht.
Denn stur weiterzumachen kostet nicht nur Ressourcen und Nerven, wir riskieren damit, Energie, Motivation oder Geld, manchmal sogar viel Geld, zu verlieren.
Mein Fazit
Ich habe an diesem Tag am Berg wieder einmal begriffen:
Erfolg bedeutet nicht, durchzuhalten um jeden Preis.
Stattdessen ist manchmal der wichtigste Schritt nach vorne schlicht der zurück.
Nicht jeder Gipfel ist den Aufstieg wert. – Aber jede Entscheidung, die uns schützt, ist ein echter Erfolg.
❓Vielleicht kennen Sie solche Situationen auch, ob beruflich oder privat.
Wann haben Sie zuletzt gemerkt, dass Umkehren der klügere Weg ist?
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